Kleine Hufeisennase

Rhinolophus hipposideros

Französisch
Petit rhinolophe
Italienisch
Rinolofo minore
Romanisch
Rinolof pitschen
Englisch
Lesser horseshoe bat
Gewicht
4 - 10 g
Flügelspannweite
19 - 25 cm
Dokumentiertes Höchstalter
22 Jahre
stark gefährdet (EN)
sehr hohe Priorität (1)
Quartiergebäude in Waldnähe (Obwalden)

Foto: Stiftung Fledermausschutz

Jagdlebensraum
Foto: Elias Bader

Lebensraumnutzung

Quartiere

Nutzt im Sommer tagsüber Dachstöcke und andere Gebäudeteile, in welchen die Weibchen in Kolonien von einigen wenigen und bis über 100 Tieren ihre Jungen aufziehen. Männchen können sich in den selben Quartieren aufhalten. Nicht reproduktive Tiere finden sich zudem ganzjährig in unterirdischen Quartieren wie Felshöhlen. Winterschlaf vor allem in Höhlen und Stollen.

Jagdlebensräume

Nahrungssuche hauptsächlich im Wald, wobei die Waldstruktur von untergeordneter Bedeutung zu sein scheint. Grössenordnung Jagdgebiete: 10-50 ha. Als Beutetiere kommen Nachtfalter, Zwei- und Netzflügler in Frage. Jagdgebiete liegen meist weniger als 2.5 km vom Quartier entfernt.

Flugkorridore

Stark strukturgebundene Art, insbesondere in Gebieten mit starker Lichtverschmutzung. Fliegt auf Transitflügen meist entlang von Waldrändern, Hecken, Gewässern oder strukturierten Dunkelkorridoren im Siedlungsraum. Distanzen zwischen Sommer- und Winterquartier können bis über 20 km betragen, sind meist aber deutlich kleiner.

Verbreitungskarte der Kleinen Hufeisennase. Stand 2023
Foto: info fauna - CCO/KOF, swisstopo
Bedrohung: Unbegleitete Sanierung von Quartiergebäuden

Foto: Stiftung Fledermausschutz

Verbreitung

Erlitt massive Bestandeseinbrüche Mitte des 20. Jahrhunderts. Gegenwärtig nur noch rund 80 Wochenstubenkolonien, konzentriert auf die Kantone Graubünden, Obwalden und Bern (Region Tuner- und Brienzersee). Einzelne Wochenstuben in Solothurn, Jura, Neuenburg und St. Gallen. Gesamtbestand in den Wochenstuben rund 5‘300 adulte Tiere.

Gefährdung

  • Quartierverlust durch unbegleitete Gebäudesanierungen: Renovationen, Sanierungen zur energetischen Optimierung der Gebäudehülle, Verschluss der Zugänge, Umnutzungen, Einsatz giftiger Holzschutzmittel
  • Eindringen von Greifvögeln/Eulen in Gebäudequartiere
  • Energieverlust wegen Störungen durch Höhlentourismus während des Winterschlafs
  • Lebensraumverlust/-fragmentierung durch Lichtverschmutzung (Quartiere, Flugkorridore) im Siedlungsraum , Ausräumung der Landschaft sowie Lärmverschmutzung und Infrastrukturbauten in den Jagdgebieten

Massnahmen

Schutz- und Fördermassnahmen notwendig. Hochgradig conservation dependent. Weiterführung und Ausbau des Nationalen Schutz- und Monitoringprogramms Kleine Hufeisennase. Erarbeitung kantonaler Aktionspläne und Schliessung lokaler Wissenslücken, insbesondere bezüglich Flugkorridore. Bei allen Massnahmen Einbezug der Regionalen Koordinationsstelle Fledermausschutz zwingend.

Quartiere

Schutz bestehender Wochenstuben stärken (raumplanerische Verankerung). Weiterführen der Quartierbetreuung durch ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen. Einbezug der mittelbaren Quartierumgebung sowie der Anbindung an den Wald in Schutzkonzepte, insb. hinsichtlich Lichtverschmutzung. Verzicht auf Fassadenbeleuchtungen an Quartiergebäuden im Sommerhalbjahr. Schutz von bekannten Winterquartieren in Höhlen mittels Zutrittsbeschränkungen. Bereitstellen geeigneter Gebäudequartiere in den Randbereichen der aktuellen Verbreitung.

Jagdlebensräume

Verzicht auf Einsatz von Pestiziden in der Forstwirtschaft, Vermeidung von Lichtverschmutzung im Wald (insb. Beleuchtung von Waldwegen und -Strassen)

Flugkorridore

Erfassung und raumplanerische Verankerung sowie konsequenter Schutz von nachtdunklen Flugkorridoren zwischen Quartier und Jagdlebensraum. Überprüfung und wo nötig Optimierung des Beleuchtungsregimes und des Konnektivität in Quartiernähe. Synergien mit anderen Zielarten zur Etablierung einer Ökologischen Infrastruktur durch den Siedlungsraum (insbesondere Dunkelkorridore).